In dieser Kursfolge lernst Du die fünfte der ”Sieben Vollkommenheiten” – Großzügigkeit – kennen. Dabei wünsche ich Dir viel Spaß und spannende Erkenntnisse :-)

Großzügigkeit

Großzügigkeit ist die Fähigkeit, sich ohne Vorbedingung auf andere einzulassen und zu geben und zu teilen.

Die Fähigkeit, mit anderen zu teilen und von Herzen gerne zu geben, ist uns angeboren. Kleine Kinder (solange sie sich noch nicht zuviel von den Großen abgeguckt haben) machen dies ganz natürlich, ohne an irgendwelchen Dingen zu hängen.

Irgendwann haben wir dann damit begonnen, uns mit einem „Ich“ zu identifizieren und sind mehr und mehr dazu übergegangen, Dinge anzuschaffen, zu horten und zu beschützen. Denn nachdem wir uns von uns selbst getrennt haben, mißbrauchen wir Dinge, um uns ein Gefühl von Sicherheit vorzugaukeln. Im tiefsten Inneren wissen wir natürlich, dass wir uns und anderen damit gehörig etwas vormachen. Doch da schauen wir lieber nicht so genau hin.

Machen wir uns einfach deutlich, dass jegliches Gefühl von Gier und Geiz, Neid und Mißgunst, jegliche Form von Wettbewerb und Konkurrenz letztlich auf diesem Gefühl des Abgetrenntseins und Isoliertseins beruht, und damit verbunden einem tiefen Gefühl von Mangel und Alleinsein. Und treffen wir dann eine neue Wahl …

 

„Ist es möglich, mitfühlend zu handeln, wenn wir mit unseren Gedanken und Gefühlen bei uns selbst sind? Wenn wir uns mit offenen Augen umsehen, finden wir Möglichkeiten, für andere da zu sein, doch diese Situationen entgehen uns, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren, auf unser Unbehagen, unseren Ärger, auf das, was uns lästig erscheint. Jemand, der mitfühlend handelt, ist aller Wahrscheinlichkeit jemand, der seine Umgebung aufmerksam wahrnimmt.“ (Gregg Krech)

 

Übung 14 – Geben und nehmen

Nimm Dir abends einen Augenblick Zeit und überlege Dir (am besten schriftlich), was Du heute alles bekommen hast in Form von nicht-materiellen Dingen wie Aufmerksamkeit, Anerkennung, Trost, Aufmunterung, Unterstützung, Liebe usw. und materiellen Dingen wie Geld, Nahrung, Kleidung, Arbeitsgeräte usw. Beziehe unbedingt all das mit ein, was Du eigentlich für selbstverständlich hältst, z.B. dass der Supermarkt all die Sachen für Dich verfügbar hält, die Du dort einkaufst, oder dass eine ordentliche Strasse zu Deinem Arbeitsplatz führt.

Nun mache eine Aufstellung all der materiellen und nicht-materiellen Dinge, die Du heute gegeben hast.

Vergleiche Deine beiden Listen. Welche Schlüsse kannst Du daraus ziehen?

 

„Jenseits von Bewertungen und Urteilen erlebst du dich selbst als Liebe, und es geschieht, dass du andere liebst.“ (aus den Zenpower-Tipps)

 

„Wir müssen unser Leben klar sehen. Worin besteht unsere Existenz in diesem Augenblick?“ (Taizen Maezumi)

 

Übung 15 – Anderen Gutes tun

Lass die letzte Tage vor Deinem inneren Auge vorüberziehen und bemerke all die Menschen, die Dir in irgendeiner Weise begegnet sind, sei es bei der Arbeit oder auf dem Weg dort hin, sei es beim Einkaufen oder zuhause …

Dann nimm Dir einige Blätter Papier und schreibe alles auf, wie und mit was bzw. wodurch Du diesen Menschen hättest etwas Gutes tun können. Was hätten sie gebrauchen können? Was hättest Du ihnen geben können? Auf welche Weise könntest Du ihnen von Nutzen sein? Sei kreativ, verrückt und ungehemmt und lasse Deiner Phantasie freien Lauf 🙂

Nimm Dir nun jeden einzelnen Punkt auf Deiner Liste vor und richte Deine ganze Aufmerksamkeit darauf. Stelle ihn Dir sehr intensiv vor – triff die Absicht, diesen Punkt ganz konkret umzusetzen und dem betreffenden Menschen zu dienen und ihn zu unterstützen. Achte auf alle Reaktionen (Empfindungen und Überzeugungen), die nun auftauchen.

Variation (für Fortgeschrittene):
Nimm einen Punkt von Deiner Liste und setze ihn tatsächlich um. Genieße das Gefühl der Wohltätigkeit und Freigebigkeit und bleibe dabei trotzdem mit dem anderen Menschen, den Du unterstützt, verbunden. Bemerke auch jegliche Vorstellung und Tendenz von Hochmut oder Gönnerhaftigkeit und widerstehe der möglichen Versuchung des Ego, Dich über den anderen zu stellen. Entwickle vielmehr ein Gefühl von Dankbarkeit dafür, dass ein anderer Mensch Dir die Gelegenheit gibt, großzügig zu sein.

Hinweis:
Es ist in erster Linie nicht so wichtig, ob Du jemand anderem Geld gibst oder ein Lächeln schenkst oder ihn einfach mit hilfreichen Worten ermutigst. Viel wichtiger ist die innere Einstellung, dass Du das, was Du gibst, losläßt und vorbehaltlos gibst. Wobei natürlich a) der Betreffende Deine Unterstützung wirklich haben will und b) es auch das ist, was er tatsächlich braucht.

Noch ein Hinweis:
Es macht natürlich überhaupt keinen Sinn, mit hungrigem Magen jemand anderen füttern zu wollen, d.h., sei auch Dir gegenüber großzügig, behandle Dich gut und gib Dir selbst das, was Du brauchst.

 

Übung 16 – Wohlstand und Mangel integrieren

Die folgende Atemübung hilft Dir, Deine Ideen und Gefühle in bezug auf Wohlstand und Mangel zu integrieren:

1. Atme ein und sage zu Dir selbst:

Ich habe Wohlstand.

Atme aus und sage zu Dir selbst:

Ich bin Wohlstand.

2. Atme ein und sage zu Dir selbst:

Ich habe Mangel.

Atme aus und sage zu Dir selbst:

Ich bin Mangel.

3. Atme ein und sage zu Dir selbst:

Ich habe inneren Frieden.

Atme aus und sage zu Dir selbst:

Ich bin innerer Frieden.

Gehe diesen Zyklus von drei Schritten dreimal hintereinander durch.

Variation:

Du kannst den dritten Schritt auch durch Begriffe Deiner Wahl ersetzen bzw. ergänzen. Wie möchtest Du Dich am liebsten fühlen?

 

„Es gibt viele Wege, wie Du Deinen Überfluss teilen kannst, und es gibt viele Gründe für Dich, das zu tun.“ (Ron Smothermon)

 

„Wir können wach werden und beginnen anders zu fragen. Anstatt ‚Wie ziehe ich Nutzen aus anderen?‘ kann die Frage lauten: ‚Wie kann ich anderen nützen?“ (Gregg Krech)

 

„Betrachte einmal den Apfelbaum in deinem Garten. Betrachte ihn mit deiner ganzen Aufmerksamkeit. Er ist wahrhaftig ein Wunder. Wenn du das bemerkst, sorgst du gut für ihn, und damit wirst du auch ein Teil seines Wunders. Selbst wenn du ihn erst ein paar Wochen lang gehegt hast, werden seine Blätter grüner, glänzender.“ (Thich Nhat Hanh)

 

Übung 17 – Grenzenloses Geben

Im folgenden findest du eine Meditation, die es Dir ermöglicht, Dein Bewusstsein auszudehnen; Du kannst diese Meditation überall ausführen (anfangs kann es hilfreich sein, diese Übung mit geschlossenen Augen durchzuführen, aber nach einer Weile solltest Du es auch mit offenen Augen ausführen können):

  • Entspanne Deinen Körper; atme einige Male tief ein und aus, um auch Deinen Geist zu beruhigen;
  • entspanne Deine Augen und lasse Deinen Blick weich und offen werden, ohne etwas Bestimmtes zu fokussieren;
  • richte Deine Aufmerksamkeit auf den Raum, der Dich umgibt;
  • stelle Dir vor, dass Du Dich in diesen Raum, der Dich umgibt, hinein ausdehnst;
  • stelle Dir vor, dass Du dieser Raum bist;
  • erlaube Dir, völlig von diesem Gefühl der Ausdehnung durchdrungen zu sein;
  • von diesem weit ausgedehnten Standpunkt aus richte Deine Aufmerksamkeit auf Dein Zuhause (Deinen Arbeitsplatz, andere Orte, etc.) und wünsche allem und jedem dort Freude, Glück und Wohlergehen;
  • genieße das Gefühl der Ausdehnung eine Weile und kehre dann allmählich wieder zurück – spüre den Boden unter Deinen Füßen, öffne Deine Augen (wenn Du sie geschlossen hattest) und schaue Dich um.

 

„Das Großartige an einem im Bewusstsein der Grenzenlosigkeit geführten Leben ist die Entdeckung, dass wir über endlose Ressourcen verfügen, die wir miteinander teilen können.“ (Robert Thurman)

 

„Setzen Sie die anderen an die erste Stelle, danach kommen Sie. Dies funktioniert sogar von einem egoistischen Standpunkt aus. Lassen Sie mich erklären, wie das möglich ist. Sie streben nach Glück und möchten kein Leiden. Wenn Sie Menschen Güte, Freundlichkeit, Liebe und Respekt zeigen, werden diese in ähnlicher Weise darauf antworten. Damit wird sich Ihr Glück vergrößern. Wenn Sie anderen Menschen Haß und Zorn entgegenbringen, werden diese ebenso reagieren, und Sie werden Ihr eigenes Glück verlieren. Daher sage ich, dass, wenn Sie egoistisch sind, auf _kluge_ Art egoistisch sein sollten. Gewöhnlicher Egoismus konzentriert sich nur auf die eigenen Bedürfnisse; wenn Sie aber auf kluge Art egoistisch sind, dann behandeln Sie andere genauso gut wie diejenigen, die Ihnen nahe stehen. Letzten Endes wird diese Strategie mehr Zufriedenheit und mehr Glück hervorbringen. Auch von einem egoistischen Standpunkt aus erzielen Sie so bessere Resultate, wenn Sie andere respektieren, ihnen dienen und Ihre Ichbezogenheit vermindern. Wenn Sie sich um andere kümmern, wird Ihr eigenes Wohlergehen automatisch erfüllt.“ (Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama)

 

3 Tipps für den Alltag:

  • Entscheide dich, dir selbst und anderen gegenüber großzügiger zu sein. Übe dich darin, völlig bedingungslos und ohne Vorbehalte zu geben; dabei geht es nicht darum, WAS du gibst, sondern es geht vielmehr um das Entwickeln einer großzügigen Einstellung.
  • Tue etwas Gutes für jemand anderen, OHNE dass du dabei bemerkt wirst; widerstehe auch dem Verlangen des Ego, anderen davon zu erzählen. Bemerke, wie dadurch deine Selbstachtung steigt.
  • Wünsche allen Wesen, die dir heute begegnen, folgendes: Mögen die Absichten deines Herzens von Schönheit erfüllt sein. Mögen sie allen, die mit dir leben, Schönheit bringen. Denke auch daran, dir selbst zu begegnen 🙂